Die Informationsveranstaltung zum Bebauungsplanverfahren 355 und der geplanten Entwicklung im „Gewerbegebiet Sehnde-Ost“ am Montagabend, den 19.4.2021, im Gutshof Rethmar wurde in Präsenz und digital von vielen hundert Sehnder*innen verfolgt. Anbei -als Dokumente zum Download- finden Sie die Präsentationen, Pressemitteilungen und eine Übersicht der Beschlüsse im Verfahren.
Statement:
Im Rahmen der Informationsveranstaltung zum Gewerbegebiet Sehnde Ost sind gestern neue Aspekte zum geplanten Logistikbau der Engler Immobilien Gruppe bekannt geworden, die genau betrachtet und besprochen werden müssen.
Bisher war bei der Projektvorstellung die Rede vom geplanten Neubau für den Firmensitz der Delticom AG. Es wurden Zahlen, Daten, Fakten und Pläne gezeigt, aber es wurde nicht deutlich, dass neben Delticom noch weitere Mieter die Logistikhallen nutzen werden.
Auch für uns war die Information zur weiteren Logistik-Untervermietung neu und kam daher mehr als überraschend. Wir werden uns nun mit den Beteiligten austauschen, den Sachstand klären und weitere Detailinformationen anfordern.
Der für die Öffentlichkeit entstandene Eindruck, dass manipulativ Daten zurückgehalten werden, ist nicht richtig. Die von Engler Immobilien genannten Zahlen und Pläne sind real – bezogen sich aber auf ein Gesamtkonzept (Delticom plus weitere Vermietung) und diese Tatsache wurde bis gestern Abend so nicht benannt.
In allen Veranstaltungen zu dieser Thematik wurde deutlich gemacht, dass sich das Bebauungsplanverfahren auf ein Gewerbegebiet mit Logistik bezieht. Insoweit wurden alle zu berücksichtigenden Aspekte unabhängig von einer konkreten Zuordnung zu Unternehmen betrachtet, die eine Nutzung der geplanten Logistik-Immobilie anstreben.
Somit ist zum aktuellen Zeitpunkt lediglich bekannt, dass die Fa. Delticom den überwiegenden Teil der für Logistik vorgesehenen Hallenbereiche und im Zusammenhang mit der Verlagerung des Betriebssitzes im südlichen Bereich der Fläche ein Bürogebäude nutzen wird. Aktuell werden von Delticom bereits ca. 65 Prozent der Logistikflächen beansprucht.
Die Entscheidung zur Entwicklung der Gewerbefläche in Sehnde Ost wurde im Dezember 2018 einstimmig in den politischen Gremien gefällt. In den Folgejahren und -Monaten folgten die verfahrensgemäßen Beteiligungen, Anhörungen und Detailbeschlüsse. Es handelte sich in der gesamten Verfahrenszeit um ein öffentliches, den gesetzlichen Regeln folgendes Verfahren, mit Beteiligungen, Veröffentlichungen und Auslegungen.
Für alle, die sich das Verfahren und die dazugehörigen Daten und Pläne anschauen wollen: Alle Verfahrensschritte sind über unsere Homepage – Bauleitplanung, Stadtplan und Politik – einsehbar.
Eine von Bürger*innen gewünschte kleinteilige Entwicklung auf der gesamten Fläche dieses Gewerbegebiets ist aufgrund der aufwändigen Erschließungsarbeiten nicht möglich und bedarf daher einer Querfinanzierung durch einen Investor mit einem entsprechend großen Flächenbedarf. Dieser ist letztlich der „Türöffner“ für die Möglichkeit mittelständischer Unternehmen im Bereich nördlich der Erschließungsstraße.
Die aktuelle Situation und der Unmut vieler Sehnder*innen, die sich unzureichend informiert und nicht mitgenommen fühlen, haben aber gezeigt, dass wir als Stadtverwaltung neue und andere Wege der Information nutzen müssen, um transparenter zu werden.
Wir werden Ihnen sehr zeitnah dafür ein Angebot machen.
Die Beschwerden, Fragen und Gründe der Ablehnung rund um das Projekt Gewerbegebiet Sehnde Ost teilen sich in unterschiedliche Gruppen auf und gehen von der Ablehnung einer Logistikansiedlung über ein Gewerbegebiet nur für mittelständische (Handwerks-)Betriebe bis hin zur kompletten Ablehnung eines Gewerbegebietes und einer Versiegelung der Flächen.
Hier muss man natürlich unterscheiden und ich kann eine Vielzahl der eingebrachten Fragen und Anmerkungen nachvollziehen. Politisch waren wir uns in Sehnde bereits 2018 parteiübergreifend einig, dass wir am Standort Sehnde Ost ein Gewerbegebiet entwickeln wollen. Der Ratsbeschluss war einstimmig – damals war ich noch nicht Bürgermeister, aber ich saß im Rat und habe zusammen mit den weiteren Vertreter*innen dieser Entwicklung für Sehnde zugestimmt. Dass ein Gewerbegebiet mit einer Versiegelung von Flächen und Belastungen für die Bevölkerung einhergeht war uns allen klar. Zu diesen Belastungen gehört auch Lieferverkehr durch Lastkraftwagen. In der gestrigen Veranstaltung wurde hierzu deutlich gemacht, dass die im Verkehrsgutachten für die Ansiedlung von Logistikunternehmen angenommenen Zahlen deutlich unterschritten werden.
Uns war aber auch bewusst, dass wir neben der Generierung von Einnahmen auch den Standortvorteil Arbeit weiter ausbauen müssen. Als reine Wohn- und Schlafstadt kann die Stadt Sehnde langfristig nicht überleben.
Unsere Stadtplanung ist im Verfahren gewohnt sorgsam vorgegangen, hat angenommene Verkehrsbelästigungen eher hoch berechnet, Grundflächenzahlen, Bauvorgaben und Ausgleichsmaßnahmen sorgsam austariert. Was bleibt ist aber die Planung eines Gewerbegebietes und ein solches kann nicht ohne Belastungen für die Allgemeinheit umgesetzt werden. Auch dass neben dem Stadtteil Sehnde vor allem Rethmar eine der höchsten Lasten zu tragen haben würde, war uns klar. Daher erfolgte auch hier von Anfang an eine Beteiligung des Ortsrates.
Was bleibt ist eine Eskalation im gestrigen Gespräch, die es zu klären gilt. Diese betrifft aber ausschließlich die inhaltliche Umsetzung einer geplanten Ansiedlung. Wir gehen jetzt mit der Hannover Region Grundstücksgesellschaft und dem Investor zu diesem Thema ins Gespräch und werden dann umgehend die Politik und die Bevölkerung informieren.