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Gewerbeflächen Höver Nord
Flächennutzungsplan „Höver-Nord“ - mögliche Entwicklung eines Gewerbegebiets
Die Stadt Sehnde betrachtet aktuell die Gewerbeflächen in „Höver-Nord“ vor dem Hintergrund einer zielgerichteten und geordneten Entwicklung.
Insgesamt stehen in der Region Hannover nicht mehr viele freie ausgewiesene Gewerbeflächen zur Verfügung - dementsprechend groß ist auch das Interesse an einem Ausbau der Flächen in Höver. Südlich von und mit direktem Anschluss an die B65 und in unmittelbarer Nähe zur BAB 7 liegt das Gebiet strategisch günstig. Der Planungsbereich umfasst eine Gesamtfläche von ca. 38 ha, wovon rund 30 ha als Gewerbeflächen ausgewiesen werden könnten. Die restlichen Flächen stünden für Straßen- und Grünflächen zur Verfügung.
Planungsrechtlich ist hier bereits einiges geschehen. Im Februar 1999 wurde der Flächennutzungsplan mit dem für diese Fläche ausgewiesenen Gewerbegebiet beschlossen. Im Jahr 2002 wurde mit einer Bebauungsplanänderung die Möglichkeit einer Ortsumgehung, beginnend an der Gretlade, für den Schwerlastverkehr eröffnet. Ende 2004 folgte der Bebauungsplan für den Bereich „Ahlter Feld“ mit einer Gewerbeansiedlung und dem direkten Anschluss an die B65. Im regionalen Raumordnungsverfahren 2016 wurde die Gewerbefläche insgesamt noch einmal bestätigt, nachdem im Sommer 2011 bereits der Aufstellungsbeschluss „Höver-Nord“ mit dem Auftrag der Umsetzung eines Gesamtkonzeptes erfolgte. Aufgrund bestehender Hemmnisse im Bereich der Eigentumsverhältnisse wurden die Planungen aber nicht weiter vorangetrieben.
Bereits damals regte sich deutlicher Widerstand in der Bevölkerung und auch die nun startenden Bestrebungen werden öffentlich kritisiert. Für die aktuelle Überplanung des Gewerbegebietes wurden zunächst alle politischen Fraktionen und Gremien und die Eigentümer*innen der in Frage kommenden Flächen informiert. Nun erfolgt die öffentliche Information der Bevölkerung. Um das gesamte Verfahren transparent durchzuführen und Spekulierenden vorzugreifen, wollen Politik und Verwaltung mit allen Interessengruppen im Austausch bleiben, bieten persönliche Gespräche und planen die Organisation von Erörterungsterminen.
Die Vorgaben des aktuellen Flächennutzungsplanes ermöglichen bereits jetzt grundsätzlich eine gewerbliche Entwicklung. Das bedeutet, wenn Investor*innen hier Flächen erwerben bestünde die Gefahr einer ungeordneten Entwicklung im Sinne von Eigeninteressen. Einer solchen Stückelung will die Stadt Sehnde entgegenwirken, das Planungsrecht selbst in die Hand nehmen und das Gebiet sinnvoll und zukunftsweisend entwickeln.
Den Forderungen im Interesse der Bevölkerung von Höver soll ein besonderer Stellenwert eingeräumt werden und insbesondere auf die Ansiedlung von Logistikunternehmen mit einer hohen Zahl an Lkw-Verkehren soll verzichtet werden. Die zukünftigen Gewerbeansiedlungen sollen einen Mix aus größeren Unternehmen und Klein- sowie mittelständischen Unternehmen bieten. Anders als im alten Raumordnungsverfahren, in dem der Bereich für Logistikansiedlungen vorgesehen war, wurde diese Vorgabe im Rahmen des Raumordnungsverfahrens im Jahr 2016 flexibler gestaltet und der Stadt Sehnde auf deren Betreiben hin vor Ort mehr Gestaltungsspielraum eröffnet.
Kernstück der Planung soll die Herstellung einer Verbindung zwischen der Straße „Ahlter Feld“ und der „Gretlade“ sein, die den Gewerbeverkehr als Ortsumgehung um Höver führen würde. Die verkehrlichen Vorbereitungen sind mit der Ausfahrt von der B 65, der Gestaltung der Anbindung des „Ahlter Feldes“ an die Kreisstraße und dem Kreisverkehr am Ortseingang Höver bereits geschaffen. Im Weiteren ist die Planung mit abflachenden Gebäudehöhen hin zur Ortslage und ein Flächenausgleich mit Freizeitwert denkbar. Von der Ortslage ausgehend kann ein Grünbereich mit der Anlage von Ausgleichsflächen gestaltet werden und der aktuelle Bestand an Naturflächen und die Obstbaumreihe sollen in der Fläche erhalten bleiben.
Durch einen gemeinsam mit der Politik entwickelten städtebaulichen Vertrag können im B-Plan-Verfahren bereits Vorgaben zur Gestaltung und Ansiedlung entwickelt werden, an den Investor*innen und Unternehmen gebunden sind. So können Ansiedlungen gezielt gesteuert und zum Beispiel Vorgaben bezüglich der Gestaltung und Nachhaltigkeit festgelegt werden. Ziel sollte sein, die vorhandene Fläche so effizient wie möglich zu nutzen und die Planungen modern, zukunftssicher und nachhaltig auszurichten.
Aktuell finden verschiedenste Sondierungsgespräche im Kreis der Grundstückseigentümer*innen und möglicher Investoren statt. Erst wenn sich hier Entwicklungsmöglichkeiten ergeben werden weitere Beratungen in der Politik erfolgen, um gemeinsam ein sinnvolles und zukunftsfähiges Konzept umzusetzen. Der Erwerb der Flächen würde hier den Investor*innen obliegen.
Trotz der zu erwartenden kontroversen Diskussionen und des sogenannten greenfield-Flächenfraßes geht die Stadt Sehnde ganz bewusst den Schritt hin zu einer Gewerbeentwicklung dieser Fläche. Hintergrund sind die ohnehin bereits bestehende planungsrechtliche Festsetzung und der Wille, hier einer investorengetriebenen und stückweisen Entwicklung vorzugreifen, das Verfahren selbst zu bestimmen und zu gestalten, die Möglichkeit der Schaffung einer Ortsumgehung und letztendlich auch die Stadtentwicklung und die Haushaltssicherung.
Stadtentwicklung, Investitionen in die Zukunft, der Bau, Betrieb und Erhalt von Einrichtungen sind nur umsetzbar, wenn der städtische Haushalt dies zulässt. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sind eine wichtige Basis für den kommunalen Haushalt. So machten die Gewerbesteuererträge in den Jahren 2021 und 2022 einen Anteil von knapp 12% und über 20% der Gesamterträge im städtischen Haushalt aus.
Der Arbeitskräftemangel und die Perspektive Wohnen und Arbeiten standortnah und lebenswert zu verwirklichen, stützen die aktuellen Bestrebungen der Wirtschaft, sich möglichst dort anzusiedeln, wo die Menschen leben. Kurze Arbeitswege, flexible Alltagsgestaltung und Leben im Grünen sind Standortfaktoren, die sich in der Nachfrage widerspiegeln. Ein Ausgleich und die Balance im Spannungsfeld zwischen gewerblicher Ansiedlung und Klima & Natur sind hier die Herausforderung, der sich Politik und Verwaltung stellen wollen.