Aktuelle Personalsituation in den städtischen Kindertagesstätten
Mittlerweile sind es keine neuen Meldungen mehr, dass der Demographische Wandel und Fachkräftemangel den Arbeitsmarkt generell vom Anbieter- zum Nachfragemarkt gewandelt haben. Insbesondere betroffen davon ist der Bereich der Kindertagesbetreuung. Dieser Sektor hat ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht: Die Zahl des pädagogischen und leitenden Personals ist allein im Zeitraum zwischen 2006 und 2016 in Deutschland um rund 62% gestiegen.
Somit ist die Personalsituation in den Kindertagesstätten bereits seit längeren angespannt. Dies wird daran deutlich, dass es immer schwieriger wird, vakante Stellen neu zu besetzen und Fachkräfte zu gewinnen. Viele Stelle, auf den die Arbeitszeit eher ausschließlich im Nachmittagsbereich liegt (wie z.B. Hort) und in den Schulferien täglich ganztags gearbeitet wird, die mehrmals die Woche Arbeitszeiten bis 17:00 Uhr aufweisen oder generell unattraktiv aufgrund von Befristungen (z.B. Elternzeit oder Krankheit) sind können im Prinzip kaum noch besetzt werden. Dies führt zu längerfristigen Vakanzen einerseits und andererseits zu regelmäßigen Stellenauswahlverfahren.
Allein für den Kitabereich der Stadt Sehnde wurden bis November 2021 insgesamt sechs Auswahlverfahren durchgeführt. Bei Berücksichtigung von Ausschreibungs- und Ladungsfristen bedeutet diese, dass kontinuierlich Stellenauswahlverfahren stattfinden und sobald ein Verfahren abgeschlossen wird, das nächste beginnt. Hinzu kommen regelmäßige Kurzverfahren um Initiativbewerbungen zeitnah zu bearbeiten.
In den oben genannten sechs Verfahren wurden insgesamt 21 Stellen ausgeschrieben, zusätzlich hat die Stadt Sehnde eine Dauerausschreibung auf den Internetseiten in der entsprechenden Rubrik veröffentlich, sodass jederzeit Initiativbewerber*innen motiviert werden, sich zu bewerben.
Insgesamt mussten sechs Stellen mehr als einmal ausgeschrieben werden ehe eine Besetzung erfolgt ist. Die Stellen von Spring- oder Vertretungskräfte mussten sogar viermal hintereinander ausgeschrieben.
In 2021 konnten trotzdem bis November 24 pädagogische Kräfte und drei Auszubildende eingestellt werden. Dennoch lebt der Bereich mit ständigen Vakanzen über alle Kindertagesstätten verteilt. Eine Dauerbelastung, die allein durch die Vertretungskräfte nicht kompensiert werden kann. Die Springkräfte sind vornehmlich für die Vertretung von Krankheitsfällen, kurzfristigen Freistellungen bei Schwangerschaften, Fortbildungstagen und
Urlaub eingesetzt und geplant – erschwert wird die Situation zusätzlich, dass gerade die Stellen der Vertretungskräfte häufig vakant sind und das erforderlich Stundenkontingent für Vertretungen somit nicht erfüllt werden kann.
Insgesamt muss festgestellt werden, dass es nur wenig Bewerbungen auf die ausgeschriebenen Stellen gibt, so dass eigentlich gar keine richtige Auswahl stattfinden kann. Einzige Ausnahme war die Ausschreibung der drei QuereinsteigerInnen Ausbildungsplätze, wo es 27 Bewerbungen gab. Und nicht jede/r geeignete/r Bewerber*in nimmt dann tatsächlich am Vorstellungsgespräch teil.
Hinzu kommt, dass die Novellierung des Niedersächsischen Kindertagesstättengesetzes einen veränderten Personal- bzw. Betreuungsschlüssel vorschreibt, der vorsieht, dass in allen Gruppen ständig jeweils zwei Fachkräfte mit der Qualifikation Erzieher*in oder vergleichbar anwesend sind. Zuvor waren ein/e Erzieher*in und ein/e Sozialassistent*in möglich. Dies führt dazu, dass derzeit und auch noch zukünftig viele Träger von Kindertagesstätten in ganz Niedersachsen auf der Suche nach Erzieher*innen oder Fachkräfte mit einer vergleichbaren Qualifikation sind. Somit spitzt sich die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter zu und Stellenbesetzungen bleiben äußerst schwierig bzw. werden voraussichtlich noch schwieriger werden.
Die Stadt Sehnde hat bereits viele Maßnahmen auf den Weg gebracht um sich als attraktive Arbeitgeberin auf dem Arbeitsmarkt im Ballungsraum Hannover behaupten zu können und überprüft diese kontinuierlich auf Aktualität und überarbeitet sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Gerade im Kitaereich wird verstärkt auf die Mitarbeiter*innenbindung und -haltung gesetzt. So gehören Maßnahmen wie das Personalhaltungs- und -gewinnungskonzept bereits seit mehreren Jahren zum festen Bestandteil des Personalmanagements. Hierzu zählen unter anderen:
- Vergabe von Stipendien für Auszubildene
- Finanzierung von Fort- und Weiterbildungen (z.B. Fachwirt*in Kindertagesstätten, Ausbildung zum/zur Erzieher*in)
- Flexibles Stundenkontigent um Stellen den Bedürfnissen von Mitarbeitenden anpassen zu können
Weiterhin bietet die Stadt Sehnde Stellen für die tätigkeitsbegleitende bzw. berufsbegleitende vergütete Ausbildung zum/zur Sozialassistent*in (QuereinsteigerInnen) an.
Ebenso zählt ein umfangreiches Gesundheitsmanagment mit z.B. Gesundheitstagen und Sport- und Entspannungsangeboten zum regelmäßigen Repertoire. Hierzu zählen ebenso Impfangebote als auch generelle Angebotsuntersuchungen.
Dennoch gestaltet sich die aktuelle Situation äußerst schwierig. Bereits seit mehreren Wochen müssen wir im Rahmen der jahreszeitlichen Krankheitswelle zahlreiche krankheitsbedingte Ausfälle unter den Mitarbeitenden in den Kindertagesstätten feststellen. Dies führt dazu, dass in fast allen Kitas der Personalschlüssel zumindest tageweise reduziert ist und der Betrieb teilweise nur durch viel Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden, wie zum Beispiel das Anhäufen von Überstunden, aufrechterhalten werden kann. Dies stellt eine sehr belastende Situation für die Betroffenen dar.