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Kommunen für biologische Vielfalt
Sehnde ist seit Januar 2021 Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ Der Verein, welcher vor gut 10 Jahren gegründet wurde, setzt sich für Artenvielfalt, Ökologie und Nachhaltigkeit im städtischen Raum ein und besteht mittlerweile aus über 300 Mitgliedern. Dies eröffnet die Möglichkeit, sich durch das Netzwerk des Bündnisses an den Projekten und Maßnahmen anderer Kommunen zu orientieren, sowie Unterstützung durch Förderprogramme und individuellen Beratungen zu erhalten. Die Stadt Sehnde ist bereits gut aufgestellt mit Projekten, die die biologische Vielfalt erhalten und stärken sollen. Beispiele dafür sind: das Aufstellen von Insektenhotels, die Erstellung eines aktuellen Landschaftsplan zur Biotoptypvernetzung und der Umstieg von intensiver Mahd auf extensive. Um Teil des Bündnisses zu werden, hat Sehnde sich daher bereit erklärt, die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ zu unterzeichnen und die darin aufgeführten Ziele zu verfolgen (http://www.kommbio.de/deklaration/).
Doch warum ist Artenvielfalt in der Stadt so schützenswert?
Tatsächlich ist die Artenvielfalt entgegen der landläufigen Meinung in Städten sehr hoch, trotz der vielen Hürden, die Tiere und Pflanzen in diesen überwinden müssen. Dies liegt darin begründet, dass viele Naturräume außerhalb des Stadtgebiets durch intensive Landwirtschaft beeinträchtigt werden, wodurch zahlreiche Rückzugsorte verloren gehen und die Arten in den unterschiedlich genutzten Stadtbereichen ihre Zufluchtsorte finden. Die Stadt fungiert also als Mosaik, welches durch seine Zerschneidungen und verschiedenen Strukturen schon beinahe den natürlichen Raum der Flora und Fauna widerspiegelt. So ersetzen Häuser und andere Gebäude Felsformationen und Friedhöfe sind (mehr oder weniger) ungestörte Stätten, welche durch ihre Beständigkeit den Arten einen Ort zur Entfaltung bereitstellen. Weitere Strukturen sind Parkanlagen, Industriebrachen und jedes noch so kleine Stück Grün, das am Straßenrand zu finden ist. Diese Vielfalt nützt dem Menschen in vielerlei Hinsicht; so erfüllen Arten wichtige Ökosystemleistungen wie Bienen, die Obstbäume und Feldpflanzen bestäuben und Pflanzen, die unsere Gewässer rein und die Luft sauber halten. Die menschliche Gesundheit, psychisch und physisch, hängt also von diesen Ökoleistungen ab. Bei Artenverlust sinkt auch automatisch die Resilienz des Systems; Unwetterereignisse, wie Hochwasser und Stürme, können nicht mehr so gut abgefangen werden und eine Erholung würde zunehmend erschwert. Die Konsequenz wäre das Zurückgreifen auf künstliche Ersatzstrukturen, damit das Wohnen in der Stadt überhaupt noch möglich wäre. Ersatzstrukturen haben jedoch ihren Preis, es käme also zu schwerwiegenden, sozialen Ungleichheiten und damit einer weiteren Verschlechterung des gesamten Systems.
Was können die Stadt und ihre Einwohner also tun?
Es gibt viele Möglichkeiten wie Städte, große und kleine, etwas gegen den Verlust der Biodiversität unternehmen können. Einerseits gibt es Regelungen, welche eine Kompensation in Form von Ausgleichsflächen bei Eingriffen in die Natur und Landschaft verlangen, jedoch ist das Management noch immer Angelegenheit der Kommunen selbst. Wichtig ist also, dass die Maßnahmen umgesetzt werden wie im Plan festgehalten, und dass diese Flächen zukünftig im Sinne des Naturschutzes angepasst, verbessert und vor allen Dingen regelmäßig kontrolliert werden.
Eine andere notwendige Sache ist, dass generell umgedacht werden muss. Innerhalb der Kernstadt kann beispielsweise dafür gesorgt werden, dass versiegelte Flächen entsiegelt werden oder vorhandenes Straßenbegleitgrün so optimiert wird, dass vor allen Dingen Wildbienen dort ein vielfältiges Nahrungsangebot finden. So wird den Bürger*innen auch im nahen Umfeld ein Erleben der Natur geboten und gleichzeitig der Klimaschutz vorangetrieben.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch weitere Optionen zur Arterhaltung. Nicht nur die Stadt Sehnde selbst, mit den bereits gestarteten und zukünftigen Projekten, sondern auch die Einwohner und Landwirte können einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten. Beispiele dafür sind die bereits zahlreich angelegten Blühstreifen an Ackerrändern sowie naturnahe gestaltete Gärten mit eigenen Blumenwiesen und Tierunterkünften. Jede Person kann sich demnach aktiv an der Verbesserung des Stadtgrüns beteiligen und gemeinsam mit den Ideen anderer Kommunen wird Sehnde den Zielen des Bündnisses nachgehen und so die Artenvielfalt in der Stadt beibehalten und verbessern können.
Für weitere Informationen zu anderen Projekten und Maßnahmen können Sie gerne auf www.kommbio.de vorbeischauen und sich dort inspirieren lassen.