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geschichtliche Entwicklung
Die heutige Stadt Sehnde wurde 1974 aus fünfzehn ehemals selbständigen Gemeinden, die drei verschiedenen Landkreisen aus drei verschiedenen Regierungsbezirken angehörten, gebildet. Dies waren die Orte Sehnde, Ilten, Höver, Bilm, Rethmar, Evern, Dolgen, Haimar, Gretenberg und Klein Lobke aus dem Kreis Burgdorf; Bolzum, Wehmingen und Wirringen aus dem Kreis Hildesheim-Marienburg sowie Wassel und Müllingen aus dem Landkreis Hannover. Jede der ehemaligen Gemeinden bildet heute einen Ortsteil der Stadt Sehnde, die der Region Hannover, der Rechtsnachfolgerin des Landkreises Hannover angehört.
Die älteste urkundlich belegte Siedlung im heutigen Gemeindegebiet ist das um 850 erwähnte Dorf Soerssen, das aber noch im Mittelalter unterging.
Unser von alters her von Sachsen besiedeltes Gebiet wurde im 7. und 8. Jahrhundert durch die einfallenden Franken christianisiert und gehörte danach zum Gau Astvala (Ostfalen). Die Orte gehörten zu den seit dem 12. Jahrhundert urkundlich belegten "Freien vor dem Nordwalde". Die Einwohner der Dörfer des Nordwaldes, der sich von Hannover bis Peine erstreckt haben soll, genossen überlieferte besondere Rechte, die sich z.B. in Abgabenbefreiungen, Jagd- und Marktgerechtigkeit und freier Grundstücksveräußerung niederschlugen. Auch eine eigene Gerichtsbarkeit übten die Freien aus. Ihr Gogericht befand sich auf dem Hassel bei Lühnde.
Um 1200 gingen die Orte als Teil der "Großen Grafschaft" auf die Grafen zu Lauenrode über, die unter der Lehnsherrschaft der Hildesheimer Bischöfe standen, bis die braunschweigisch-lüneburgischen Welfen 1248 das Gebiet erwarben. Zwischen ihnen und den Bischöfen entbrannten in den folgenden Jahrhunderten wiederholt Kriege um das Gebiet der Freien, bis schließlich 1491 von unseren 15 Orten die Dörfer Wirringen, Bolzum und Wehmingen der Amtsvogtei Ruthe des Bistums Hildesheim zufielen, während die übrigen von Calenberg aus regiert wurden.
Die Trennung wurde endgültig, als 1512 die Orte Sehnde, Ilten, Klein- Sehnde (südlich von Sehnde), Bilm, Höver, Rethmar, Gretenberg, Dolgen, Haimar, Gilgen (nördlich von Haimar) zusammen mit sieben weiteren als die "Amtsvogtei Ilten" an das Lüneburgische Haus fielen. Von 1519 bis 1523 wütete wieder ein Krieg zwischen Bischöfen und Welfen, die Hildesheimer Stiftsfehde, dem die Dörfer Gilgen und Klein-Sehnde durch Brandschatzung zum Opfer fielen. Am Ende des Krieges gehörte die Amtsvogtei Ilten, die nach Abspaltung dreier Dörfer bei Hannover nun das Große Freie genannt wurde, weiterhin zu Lüneburg. Wassel, Müllingen, Wirringen, Wehmingen und Bolzum wurden calenbergisch und unterstanden dem Amt Koldingen.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) fielen im Jahre 1625 Tillys Truppen in diese Gegend ein und richteten in den Dörfern schwere Verwüstungen an. Wehmingen, Wirringen und Bolzum gelangten 1643 wieder an das Amt Ruthe und damit zum Stift Hildesheim, während Klein-Lobke und Evern zum Großen Freien kamen. Diese Aufteilung blieb während des 18. Jahrhunderts bestehen.
Zur Zeit der französischen Besatzung waren die 15 Dörfer dem Departement Aller im Königreich Westfalen, das von Napoleons Bruder Jerome regiert wurde, zugeordnet. Bald nach der Beendigung der französischen Herrschaft, im Jahre 1813, wurde das noch eigenständige Bistum Hildesheim, schließlich 1815 als Landdrostei Hildesheim in das Königsreich Hannover eingegliedert. Bis zu diesem Zeitpunkt verlief durch das Gebiet der heutigen Gemeinde eine Landesgrenze.
Die Amtsvogtei Ilten wurde 1859 mit mehreren anderen Ämtern dem Amt Burgdorf angegliedert. 1885 entstanden die Landkreise, dabei wurde das Amt Ruthe dem Landkreis Hildesheim (ab 1946 mit dem Landkreis Marienburg vereinigt) zugeordnet. Wassel und Müllingen gelangten zum Landkreis Hannover und aus dem Amt Burgdorf wurde nun der Landkreis Burgdorf.
Einige der von alters her bäuerlichen Orte erlebten seit der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts mit der Erschließung der vorhandenen Bodenschätze (Kali, Zement, Ton) und der Zuckerrübenverarbeitung einen starken Wandel. In Höver, Ilten, Wehmingen und besonders in Sehnde, das seit 1846 an die Eisenbahn angeschlossen war, entstanden Industriebetriebe. Mit dem Bau des Mittellandkanals wurden ab 1928 die Transportmöglichkeiten für die Industrie noch wesentlich verbessert.
Neben der Eisenbahn wurde 1897/98 eine Straßenbahnlinie von Hannover über Ilten und Sehnde nach Haimar in Betrieb genommen, die neben Personen auch landwirtschaftliche Produkte transportierte. Erst 1960 wurde der Betrieb auf Busse umgestellt.
Kurz vor und nach der Gebietsreform 1974 gab es durch die Schließung von Ziegeleien, Kalibergbaubetrieben und der Zuckerfabrik einschneidende Veränderungen in Sehnde. Diese tiefgreifenden Entwicklungen wurden durch umfangreiche Gegenmaßnahmen wie Verbesserung der Infrastruktur, besonnene Ausweitung des Bestandes von Gewerbeflächen sowie die Erschließung von neuen Wohngebieten ausgeglichen.
Durch die Sanierung des Ortskernes, beginnend mit dem Gebiet um die Mittelstraße, die in der Umnutzung des Zuckerfabrikgeländes den vorläufigen Abschluss fand, wurden im Ortskern zusätzliche zentrale Versorgungseinrichtungen geschaffen, die auch das Ortsbild Sehndes völlig veränderten.
Diese positive Entwicklung hat dazu geführt, dass Sehnde am 18.10.1997 das Recht erhielt, die Bezeichnung Stadt zu führen.
Die Ortsteile im Überblick: